Nazar Boncugu
Das blaue Glasauge - zur Abwehr des bösen Blickes
Nazar bedeutet im Arabischen Blick. Auch auf Türkisch
wird es in der gleichen Bedeutung benutzt. Da man glaubte, dass Menschen mit himmelblauen
Augen der Kraft des bösen Blickes am stärksten widerstehen, entstand der Aberglaube,
dass man sich mit himmelblauen augenähnlichen Objekten bzw. Perlen am besten gegen seine
unheilstiftende Kraft zur Wehr setzen kann. Überall begegnet
man in der Türkei diesen blauen Glasaugen.
Neben nazar boncugu gibt es auch noch andere Methoden, um
mit dem Bösen fertig zu werden, insbesondere dann, wenn Menschen
Opfer des Bösen geworden sind. Dann wird auf den Kopf des Befallenen
eine Decke gelegt und darüber flüssiges Blei in eine mit Wasser
gefüllte Tasse gegossen. Die Figuren, die dabei entstehen, werden
bewertet und gegen das Böse eingesetzt. Manchmal werden während
der Zeremonie auch Gebete gesprochen und dazu Salz über dem
Kopf der Person gedreht, dann ins Feuer geworfen und zum Platzen
gebracht. Oder es werden einige spezielle Pflanzen zum Räuchern
verwendet.
Der böse Blick und wie man ihn bekämpft
Um sich vor dem bösen Blick bestimmter Personen oder
dem schlechten Einfluss von manchen Dingen zu schützen,
gibt es verschiedene Prozeduren. Es gibt aufgeschriebene Sprüche,
die man bei sich trägt und die einerseits schützen
und andererseits Glück bringen sollen, sowie Glücksbringer
als Schmuck. Man kann sich durch hergesagte Sprüche oder
durch Bleigießen, Salzschütteln und Ausräuchern schützen.
Bewahrung des Kindes vor dem bösen Blick
Wie in islamischen Ländern so ist auch der Glaube vor
dem bösen Blick in Anatolien sehr gebräuchlich.
Dem Aberglauben zufolge soll der sogenannte nazar
(böse Blick) jede Art von lebendigen und leblosen Wesen
bedrohen und insbesonders auf Kinder einflussreich sein. Aus
diesem Grunde trifft man auch heutzutage noch häufig
auf Praktiken und Vorkehrungen, die Kinder vor dem bösen
Blick bewahren sollen.
Einige Beispiele dieser Vorkehrungen:
Das Kind mit Absicht schmutzig herumlaufen lassen
Gebete für das Kind, bei dem dieses von einem Geistlichen
(mit dessen angeblich magischem Atem) angehaucht wird
Das Besuchen von verschiedensten Wallfahrtsorten mit dem Kind
Aberglauben
Schlangen sind die Wächter eines Hauses.
Wenn man beim Schwören einen Fuss hochhebt, so gilt der Schwur nicht.
Zwischen zwei religiöse Festzeiten heiratet man nicht.
Schreit eine Eule in der Nähe eines Hauses, so wird
in diesem Haus jemand sterben, oder das Haus wird zusammenstürzen.
Eine schwarze Katze, die den Weg kreuzt, bringt Unglück.
Über ein Kind springt man nicht, sonst bleibt es kurz.
Hört man Schakale heulen, sollte man sofort auf die
Erde spucken, oder es passiert ein Unglück.
Rabengeschrei vor dem Haus ist die Ankündigung einer
Nachricht.
Beim Wasser trinken wird die linke Hand auf die Stirn gehalten.
Das Blut und die Knochen eines Opfertieres müssen vergraben
werden.
Das Feuer verfluchen, Fingernägel hineinzuwerfen oder
Wasser hineinzugießen bringt Unglück.
Wer morgens jemand anderem Glut von seinem Feuer gibt,
dessen eigener Herd wird verlöschen.
Wo ein Feuer brennt, halten sich keine Geister auf.
Brodelt in einem Topf unsinnigerweise lange Zeit das
Wasser, vermehren sich die Feinde.
Auch wenn das Feuer schon lange ausgeglüht ist, sollte
man nicht neben der Asche schlafen, denn es spielen nun Teufel
und Geister darin.
Oliven sind heilig.
Wer unter einem Walnussbaum lebt, kann vom Teufel geholt
werden.
In dem Haus, wo es viel Weizen gibt, gibt es wenig
Todesfälle.
Es ist nicht gut, mit dem Zeigefinger auf ein Grab
zu deuten, denn daraufhin werden die Finger austrocknen.
Man soll nie einen Baum von einem Grab abschlagen,
denn er beherbergt Geister.
Auf einem Friedhof legt man sich nicht hin.
Wenn man Erde ins Grab wirft, gibt man die Schaufel
nicht von Hand zu Hand weiter.
Ein zerbrochener Spiegel bedeutet Unglück.
Die ausgezogenen Schuhe der Beileidsbesucher sollten
nicht herumgedreht werden.
Hat der Totengräber kein Geld bekommen, wird der Verstorbene
keine Ruhe finden.
Wenn der Ruf zum Gebet ertönt schlägt man seine Beine
nicht übereinander.
Man nimmt keinen Stein oder keine Erde vom Grab mit.
Solange der Verstorbenen noch nicht unter der Erde
ist, darf das Haus nicht gefegt und keine Wäsche gewaschen
werden. Ebenso darf kein Wasser ins Haus gebracht werden.
Ausgefallene Zähne müssen an einem geheimen Ort versteckt
oder vergraben werden.
Die Hände über den Knien zu falten verhindert Glück
und Wohlstand.
Beim Strumpfanziehen ist der rechte Fuß vorzuziehen.
Wenn die rechte Handinnenfläche juckt, gibt es Geld,
juckt die linke, gibt man Geld aus.
Abends sollte man sich nicht die Nägel schneiden.
Man sollte Abends kein Kaugummi kauen, denn das bedeutet,
dass man Fleisch von Verstorbenen kaut.
Wem die Ohren Klingeln, über den wird gerade gesprochen.
Jucken die Handflächen, kann man mit Geld rechnen.
Auf abgeschnittene Haare sollte man nicht treten, da
sonst der Person, der die Haare gehören der Kopf schmerzt.
Wer heimlich des Nachts im Mondschatten badet, wird
so glänzend wie der Mond selbst.
In kochendes Wasser steckt man kein Messer.
Ins Wasser spucken bringt Unglück.
Wo abends Zwiebeln gegessen wurden, lassen sich keine
Engel blicken.
Wer nachts in den Spiegel schaut, lebt nicht lange.
Es ist ein Vergehen, nachts zu pfeifen.
Nachts gibt man kein Salz aus dem Haus.
Demjenigen, der das erste gebackene Brot aus dem ersten
Mehl der Mühle isst, stirbt die Frau.
Brotkrümel auf den Boden zu werfen und mit den Füßen
daraufzutreten, vertreibt den Segen und Wohlstand eines Hauses.
Wer vor dem Essen nicht "Bismillah" (im Namen Gottes)
sagt, wird nicht satt, denn der Teufel isst mit ihm.
Wer auf der Türschwelle sitzt, wird sein Leben lang
ledig bleiben.
Es ist ein Vergehen, bei Regen auf der Türschwelle
zu sitzen.
Wenn es im April regnet, sagt man, dass der Teufel
Hochzeit feiert.
Aprilregen ist wie Weihwasser und bringt Glück. Wer
sich vom Aprilregen nassregnen lässt, tut etwas für seine
Gesundheit.
Ein Mädchen, das unter einem Regenbogen schreitet,
verwandelt sich in einen Jungen, ein Junge in ein Mädchen.
Am Dienstag wäscht man keine Wäsche. Wer am Dienstag
gewaschene Wäsche anzieht wird sterben.
Am Dienstag wird keine Hochzeit gefeiert.
Am Samstag sollte man keine Wäsche waschen.
Freitags sollte man nicht stricken, da man sonst sein
Schicksal herausfordert.
Wer am Freitagabend seine Nägel schneidet, verliert
an Ansehen.
Am Dienstag oder Freitag beginnt man nicht mit einer
neuen Arbeit.
Eine Frau, die den Weg eines Mannes kreuzt, bringt
Unglück.
Eine Frau, die zwischen zwei Männern hindurchgeht,
wird unfruchtbar.
Eine Frau, die die Hälfte ihres Tees stehen lässt,
wird Witwe.
Fällt einem ein Löffel aus der Hand wird
Besuch eintreffen.
Hinter dem Jäger, der sich auf die Jagd begibt, wirft
die Ehefrau einen Besen her.
Einen Jäger fragt man nicht "Wohin gehst du?" Fragt
man ihn, kann er nicht mehr zur Jagd gehen.
Einen zur Jagd gehenden Jäger sollte man nicht ansprechen,
denn damit beeinträchtigt man sein Jagdglück.
Ein verkehrt herum zu Boden gefallener Schuh bringt
Krankheit.
Wer aus einem Deckel Wasser trinkt, wird Pech haben.
Regengebete
Gemeinsame Regengebete sind eine Mischung aus religiösen
und rituellen Handlungen, die meistens auf einem Berg oder
Hügel oder in der Nähe eines Mausoleums abgehalten
werden, mit dem Zweck, Regen zu erbitten oder ihn zu stoppen,
wenn eine Überschwemmung droht. An den gleichen Stellen
werden auch Dankgebete gesprochen, wenn es in einer Jahreszeit
genug geregnet hat.
In diesem Rahmen ist es auch vorgeschrieben, zu welcher Zeit
und an welchem Platz die Gebete verichtet werden, welche Speisen
man nach dem Gebet zu sich nimmt, welche Tiere zum Gebet mitgenommen
werden können, welche Kleidung man tragen muss und welche
Zeremonie nach der Rückkehr vom Regengebet stattzufinden
hat.
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